Donnerstag, 24. Mai 2012

Von rosaroten und anderen Brillen oder ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.


Bevor man vor die Türe tritt, gibt es eine Menge Überlegungen anzustellen und Entscheidungen zu treffen: welche Brille setze ich heute auf? Die, der Gesellschaft? Die, der Vergangenheit? Oder heute mal die rosarote? Lust auf einen nahezu objektiven Blick, einen nüchternen? Einen hintergründigen? Einen extremen? Will ich heute sehend sein oder oberflächlich? Einfach alles auf mich zukommen lassen? Scheuklappen aufsetzen?  Gar nicht so leicht diese Entscheidung. Manchmal wird einem die Entscheidung auch abgenommen, etwa von schlechter Laune, das macht das Leben leichter, jedoch nicht unbedingt farbiger.

Und welche Perspektive nehme ich in der Welt ein, nachdem ich mich entschieden habe, wie sie heute aussehen soll. Bin ich heute schön oder klug? Gar beides? Eher nicht, das mögen die Leute nicht.  Bin ich heute diplomatisch oder direkt? Emotional oder distanziert?  Will ich heute mal besonders freundlich und zuvorkommend sein? Oder bin ich froh, wenn mich keiner anspricht? Will ich heute unscheinbar sein und mich hinter alten hässlichen Klamotten verbergen? Oder steif? Sportlich? Anziehend? Sexy?

 
Das in der Welt sein gestaltet sich nicht immer leicht, mein Ich steht doch schließlich in permanenter Kommunikation mit der Welt dort draußen, die ganzen Eventualitäten abwägend mit dem Ziel vor Augen zu definieren, wie ich heute in der Welt sein möchte, was ich erleben möchte. Die Sexy-Kleidung in Kombination mit der rosaroten Brille beim in die Welt gehen, dürfte keine sehr kluge Entscheidung  sein. Das könnte sich kompliziert gestalten. Oder auch nicht, möglicherweise würde es ja auch die anderen verblenden, wieso denn nur mich?

Der Blick, der alles sieht, ist immer auf der Hut, aber  anstrengend. Ein paar Klappen dürfen schon sein. Viele sind manchmal angenehm, wenn ich meine Ruhe möchte. Die habe ich dann. Steife Kleidung gepaart mit klugem Blick flößt Respekt ein, bringt die Menschen auf Distanz und fordert ihre Höflichkeit heraus. Die sportlich-aktive Haltung empfängt viel Sympathie, die Menschen lächeln und sprechen einen an, doch was will ich heute?

Doch wie  mag es den Menschen ergehen, die immer die gleiche Brille aufhaben aus absurden gesellschaftlichen Vorstellungen gepaart mit den  Erfahrungen der Vergangenheit? Tauschen möchte ich da doch nicht, auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend ist, alles selbst zu entscheiden ;-)

3 Kommentare:

  1. Toller Text.
    Meist ist es doch am besten wenn man die "ich bin ich selber" - Brille trägt :)

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  2. Vielen Dank. Das ist richtig, jedoch haben wir ja alle viele Gesichter und es schadet sicher niemanden, sich bewusst zu machen, wie viel er zu seiner Brille selbst beiträgt.

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  3. Ich bin, was jeder in mir sieht - oder auch nicht!
    Denn ich bin ich, und anders will und kann ich nicht!
    Gruß aus Essen
    ich

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